Bereits im September habe ich diesen Aufruf als Erstunterzeichnerin unterstützt. Bislang haben sich meiner Meinung nach aber zu wenig Menschen solidarisiert. Deshalb mache ich den Aufruf nochmals öffentlich. In Südasien wird unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen genäht, was wir in den Fußgängerzonen unserer Städte kaufen – Kleidung, an der Blut klebt. Was in Pakistan geschah, hat sich in Bangladesch wiederholt, mit noch mehr Toten und Verletzten. Trotz der Katastrophe werden die Schwachen, die Näherinnen und Näher, weiter betrogen. Sie sind völlig schutzlos.
Der Skandal der globalen Textilproduktion: kein Brandschutz an den Arbeitsplätzen, keine Versicherung im Krankheitsfall, sechs Tage die Woche 14 Stunden für einen Hungerlohn arbeiten. Wer einer Gewerkschaft beitritt, riskiert seinen Job. Gewerkschaftsmitglieder werden verprügelt, entführt und verhaftet.
Vor zwei Jahren, am 11. September 2012, verbrannten in Karatschi (Pakistan) 255 Menschen bei lebendigem Leib, eingeschlossen in einer illegal umgebauten, nicht registrierten Textilfabrik. Hunderte verloren das Einkommen, an dem ihre fünf-, sechs- oder siebenköpfige Familie hängt. Die Fabrik arbeitete fast ausschließlich für ein großes deutsches Textilunternehmen, das die verzweifelten Überlebenden und Angehörigen jetzt mit einem Almosen abspeisen will. Die Verhandlungen werden verschleppt, der deutsche Auftraggeber bietet nur einen Bruchteil der angemessenen Entschädigung an. Kein Einzelfall, sondern leider Alltag im globalen Textilgeschäft.
Das ist untragbar. Die Beschäftigten dort brauchen unsere Solidarität. Sie brauchen eine angemessene und faire Entschädigung, sie brauchen bessere Arbeitsbedingungen und eine anerkannte gewerkschaftliche Vertretung. Wir alle brauchen ein deutlich verschärftes Haftungsrecht, das deutsche Unternehmen auch im Ausland auf Arbeitssicherheit, auf bessere Arbeitsbedingungen und Anerkennung des Arbeitsrechts verpflichtet.
Wir alle sind die Öffentlichkeit. Notwendig sind Spenden – für einen Opferfonds, der medizinische Behandlungen unterstützt, für die Finanzierung von Gerichtsverfahren gegen die Schuldigen hier in Deutschland und für den Ankauf eines Gewerkschaftshauses in Karatschi. Es geht um gute Arbeit und ein gutes Leben. Überall. Helfen Sie mit!