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04.10.2021

Mehr Zeitsouveränität bei der Arbeit

Beschäftigte wünschen sich mehr Zeitsouveränität bei der Arbeit. Und das heißt auch, dass manche gerne länger arbeiten würden und andere ihre Arbeitszeit reduzieren möchten. Das bestätigt die Antwort der Bundesregierung auf meine schriftliche Frage. Danach wünschten sich knapp 2,1 Millionen Erwerbstätige im Jahr 2019 längere Arbeitszeiten. Fast 1,5 Millionen Beschäftigten wollten lieber weniger arbeiten.

Wer gerne mehr arbeiten wollte, arbeitete durchschnittlich 29 Stunden in der Woche und würde im Durchschnitt gerne rund 10 Stunden mehr arbeiten. Wer die Arbeitszeit reduzieren wollte, arbeitete durchschnittlich 41,5 Stunden pro Woche und wünschte sich eine Verkürzung um fast 11 Stunden.

Die niedrigsten Arbeitszeiten in Teilzeit finden sich im Handel, Verkehr und Lager. Die Wochenarbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten beträgt in dieser Branche im Schnitt 17,8 Stunden (Männer) und 20,1 Stunden (Frauen). 17,9 Prozent der dort teilzeitbeschäftigten Männer wollten ihre Arbeitszeit um durchschnittlich 18,3 Stunden erhöhen. Von den hier teilzeitbeschäftigten Frauen wollten 11,4 Prozent ihre Wochenarbeitszeit erhöhen, und zwar um 13 Stunden.

Der Anteil derer, die sich kürzere Arbeitszeiten wünschten, war in der Branche „Information und Kommunikation“ am höchsten: Von den gut eine Million Vollzeitbeschäftigten mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 41,8 Stunden wollten 5,9 Prozent beziehungsweise 60.000 Personen ihre Wochenarbeitszeit um rund 11 Stunden verringern.

Viele Menschen möchten gerne weniger arbeiten. Sie brauchen mehr Zeitsouveränität bei der Arbeitszeit. Doch die Bundesregierung hat diesen Arbeitszeitwünschen in der jetzt auslaufenden Legislaturperiode keine Aufmerksamkeit geschenkt. Das ist nicht akzeptabel. Denn wenn es um die Arbeitszeit geht, dann geht es um Gesundheitsschutz und um Lebensqualität. Deshalb wollen wir den Beschäftigten mehr Einflussnahme bei der Dauer, Lage und Ort der Arbeitszeit ermöglichen und hier mehr Zeitsouveränität schaffen.

Gleichzeitig würden viele der oft in Teilzeit arbeitenden Frauen gerne mehr arbeiten, als es ihnen ihr Arbeitgeber ermöglicht. Auch das hat die bisherige Bundesregierung stoisch ignoriert. Denn mit der neu geschaffenen Brückenteilzeit können diese Arbeitszeitwünsche nicht erfüllt werden. Gerade im Handel gibt es kaum noch Vollzeitstellen und Beschäftigte finden dort nur Arbeit in Teilzeit. Für Frauen schnappt die Teilzeitfalle hier weiterhin zu. Deshalb brauchen Teilzeitbeschäftigte ein Recht, dass frei werdende Stellen im Unternehmen zuerst ihnen angeboten werden, wenn sie den Qualifikationsanforderungen genügen.

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