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22.07.2022

Albtour 2022 – Tag 2

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Heute besuchten wir die Eselzucht von Andreas Werz in Würtingen, und mein ganzes Team verliebte sich prompt in die anhänglichen Fohlen. Anschließend schauten wir bei Simones Sohn Josh vorbei, der auf der Hofstelle der Familie Fritz arbeitet. Nach einer Mittagspause ging‘s weiter nach Upfingen zu Finn Hamer und seinen Blechkunstwerken. Ein paar Meter weiter besuchten wir Majas Werkstüble. Und bei Rudi Teufel in Würtingen ging es um RegiNa, den Verein für regionale Nachhaltigkeit.

Der zweite Tag meiner Albtour begann wirklich eselig. Rund 45 Esel stehen im Moment auf den Wiesen von Andreas Werz am Rande von Würtingen. Zwei Hengste, Platon und Bambam, stehen getrennt voneinander mit ihren Stuten auf zwei Wiesen. Und dazu  kommen bei Platon drei Fohlen, die völlig zutraulich und anlehnungsbedürftig sind. Ihre Mütter und der Vater sind nicht anders. Esel, die bis zu 40 Jahre alt werden können, sind Kameraden, erzählt Werz. Sie brauchen Gesellschaft und sind unglücklich, wenn sie allein gehalten werden. Werz empfiehlt daher all seinen Kund:innen, zwei Esel zu kaufen. Und das tun viele, die auf dem Land leben und Wiesen haben, etwa wenn die Kinder aus dem Haus sind, weiß Werz. Und auch Schäfer oder Bauern greifen immer öfter zu Eseln. Denn die sorgen dafür, dass die Wildschweine nicht mehr in die Nähe kommen, dass der Luchs und Fuchs keine Lämmer oder Hühner töten – und Werz ist überzeugt, gegen den Wolf würden sie auch helfen. Zumindest der Schäferhund eines Freundes hatte panische Angst, als er von einem Trupp seiner Eselstuten mit lautem Schnauben und Hufgetrampel verjagt wurde. Störrisch sind die Tiere ganz und gar nicht. Wir können sie nach Herzenslust streicheln und sie genießen es sichtlich. Als wir gehen müssen, verabschiedet sich Platon mit einem lautem Ih-Ah. Und natürlich wiederholt Bambam wenig später den eseligen Abschiedsgruß.

Nur ein paar Kilometer weiter liegt die Außenstelle vom Finkhof der Familie Fritz aus Pfullingen, bei der Josh arbeitet, der Sohn von unserer erkrankten Simone. 70 Rinder betreut der junge Mann hier oben. Es ist schön, ihn immer wieder mal auf unseren Albtouren zu begegnen und zu sehen, wie aus dem jungen Burschen so nach und nach ein echter Landwirt geworden ist. Und natürlich werfen wir einen Blick in den Stall und bewundern die zum Teil witzigen Kühe und den bedrohlichen Bullen. Außerdem gibt es noch die Biogasanlage, auf die Josh ein Auge hat und mit deren Abwärme Holz getrocknet wird. Und dann ist da noch das Gewächshaus, voller reifer Tomaten, Gurken, Zucchini und Paprika. An zwei großen Strohballen machen wir zusammen eine Mittagspause mit gegrilltem Gemüse, Brot und Ei.

Weiter geht es nach Upfingen, wo Finn Hamer aus Blech und rostigem Eisen Gartenstühle und anderes Kunsthandwerk baut. Halbtags arbeitet Hamer als Schlosser, den anderen halben Tag widmet er dem Kunsthandwerk oder auch schon mal der Kunst. Doch von ihr bekommen wir nicht allzu viel zu sehen, denn Hamer spricht lieber darüber, dass die Zeiten des goldenen Handwerks, wie es noch zu seiner Lehrzeit hieß, vorbei sind. Auch in seiner Schlosserei fehlt Personal an allen Ecken. Die Kollegen schieben Überstunden. Und natürlich ist das Problem auch politikgemacht. Denn mindestens seit 10 Jahren hat es die Politik versäumt, zu realisieren, dass es bei uns einen massiven Fachkräfte- und mittlerweile auch Arbeitskräftemangel gibt und dass wir es uns als Einwanderungsland nicht erlauben können, Menschen, die bei uns leben, die teils bei uns geboren sind, aber trotzdem nur eine Duldung haben, eine gute Ausbildung und das Arbeiten zu verwehren. Wir brauchen die Zuwanderung auch für das Handwerk. Das ist sonnenklar.

Hübsches Kunsthandwerk zeigt uns danach Gundula Lutz, nur ein paar Meter weiter in Majas Werkstüble. Bemalte Schneckenhäuser werden bei ihr zu neuen Schnecken, aus Holzstämmchen macht sie Katzen, Käfer und Kerzenständer runden ihr Sortiment ab. Hinzu kommen wundervolle Pflanzen, die den Eingangsbereich ihres Werkstübles schmücken. Und hinzu kommt dann noch der Honig. Denn Lutz hat sechs Bienenvölker und betreut damit insgesamt rund 200.000 Bienen und gewinnt ihren Honig selbst. Und in der Adventzeit, so hofft sie, wird man sie wieder auf einem der Weihnachtsmärkte in der Umgebung treffen, so sie denn dieses Jahr endlich wieder stattfinden können.

Bei Rudi Teuffel in Würtingen treffen wir uns am Abend, um über RegiNa zu sprechen. RegiNa, das ist der Verein „Regional Nachhaltig“. Teuffel und Urs Spellenberg vom Verein erzählen uns, dass der kleine Verein im Dezember letzten Jahres deshalb gegründet wurde, um die verschiedensten Akteure für Nachhaltigkeit in der Region rund um Münsingen zusammenzubringen und besser miteinander zu vernetzen. Um das zu erreichen, fand im Juli bereits eine größere Mitmach-Veranstaltung in Münsingen statt. Und ab Mitte September werden solche Treffen mit Thementischen und Diskussionen weitergehen. Außerdem können Initiativen die Homepage des Vereins zur Vernetzung nutzen. „Wir spinnen nachhaltig … an einem Netzwerk für unsere Region“, heißt es auf dieser Website. Und das meint nicht nur Natur- oder Umweltschutz. Denn unser ganzes Leben muss nachhaltiger werden. Und nachhaltig bedeutet: ökologisch, ökonomisch und sozial.