Die Rede vom ukrainischen Präsidenten war für mich ein ganz besonderer Moment, nachdem ich zwei Mal in der Ukraine war und erlebt habe, welches Leid durch den russischen Angriffskrieg entsteht. Auch für Anastasiia Pedosenko war es beeindruckend, dass sie die Rede von Präsident Selenskyj von der Besuchertribüne im Bundestag verfolgen durfte. Anastasiia kommt aus der Ukraine und macht als Stipendiatin gerade ein dreimonatiges Praktikum in meinem Abgeordnetenbüro. Sie beschreibt ihre Gefühle und Gedanken zu diesem besonderen Erlebnis im nachfolgenden Text:
„Am 11.06.2024 gab es eine Rede von dem Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj im Deutschen Bundestag. Ich hatte die Ehre, dabei zu sein. Für mich als Ukrainerin war es wichtig, die Rede des Präsidenten der Ukraine live zu hören.
«Liebes deutsche Volk! Jeder und jede, der fühlt, dass der Krieg falsch ist. Alle, die genauso wie die Ukrainer davon überzeugt sind, dass Krieg ein Verbrechen gegen das Leben ist, und die von ganzem Herzen möchten, dass die Ukraine so schnell wie möglich Frieden erreicht, die uns unterstützen – unsere Menschen, ukrainische Familien, den ukrainischen Staat, unsere Verteidigung. Vor allem möchte ich heute allen von Ihnen danken – danke dafür, dass Menschlichkeit in Ihren Herzen siegt. Deshalb ist Deutschland nicht gleichgültig gegenüber dem Schmerz und Leid der Ukrainer geblieben. Gewöhnliche Menschen, verschiedene deutsche Städte, Länder und Gemeinden – Sie haben geholfen und helfen weiter. Ich danke dir, Deutschland!», – hat Wolodymyr Selenskyj gesagt.
Viele deutsche Spitzenbeamte trugen blau-gelbe Kleidung als Zeichen der Solidarität. In diesem Moment bekam ich Gänsehaut. Die ukrainischen Abgeordneten, Mitarbeiter der ukrainischen Botschaft und des Außenministeriums zu sehen, war für mich ein wundervolles Gefühl. Ich fühlte mich, als wäre ich zu Hause. Besonders wertvoll war für mich die Erkenntnis, dass mein Land nicht alleine ist. Ich habe die Unterstützung aus Deutschland gesehen. Ich habe die Unterstützung in der Rede der Präsidentin des Deutschen Bundestages, Bärbel Bas, gehört.
Beate Müller-Gemmeke, bei der ich mein Praktikum mache, drückt ihre Unterstützung für die Ukraine ebenfalls aus. Wir sind nicht alleine, das ist das Wichtigste. Gemeinsam ist es leichter, gegen das Böse zu kämpfen, und so wird es uns leichter fallen, unser souveränes Land zu bewahren.
«Ein geteiltes Europa war nie friedlich. Und ein geteiltes Deutschland war nie glücklich. Das wissen Sie aus Ihrer eigenen Erfahrung. Und deshalb können Sie uns, die Ukrainer, verstehen. Sie können verstehen, warum wir so sehr gegen die Versuche Russlands kämpfen, die Ukraine zu spalten, warum wir alles – absolut alles – tun, um eine Mauer zwischen den Teilen unseres Landes zu verhindern.»
Ich kenne die Geschichte Deutschlands und unterhalte mich mit den Bewohnern Deutschlands, deshalb weiß ich, welche negative Erfahrung für sie die Mauer war. Es ist eine schreckliche Erfahrung, aber was für ein Glück, dass Deutschland jetzt vereint ist. Gerade die Wiedervereinigung der Ukrainer, die Einheit der ukrainischen Gebiete – das ist es, woran ich täglich in meinem Herzen denke. Der Feind schläft nicht und sein Ziel unterscheidet sich von meinem Traum von der Wiedervereinigung des ukrainischen Volkes. Die Wahrung der ukrainischen Souveränität ist dafür ein wichtiger Schritt. Deshalb braucht die Ukraine die Unterstützung Deutschlands so dringend.
«Wir werden das Ende dieses Krieges wählen. Zu unseren Bedingungen. Und wir werden das Sicherheitsdefizit in Europa vollständig beseitigen.»
Jeder Tag kostet der Krieg leider das Leben von Ukrainern. Es ist wichtig, jedes Leben zu retten. Und das ist der Hauptgrund, warum der Krieg so schnell wie möglich beendet werden muss.
«Allen, die die Menschlichkeit in ihren Herzen bewahren und somit dem Traum von einem friedlichen Europa treu bleiben». Leider wird es ohne Frieden (und damit den Sieg) in der Ukraine unmöglich sein, Frieden in Europa zu sichern. «Europa wird ein Kontinent ohne Krieg sein».
Jedes solcher Ereignisse, jedes solcher Treffen, jede Ansprache bringt den Sieg und den Frieden mit solchen Schritten näher. Die Tatsache, dass unser Präsident im Bundestag als Freund empfangen wurde, ist für mich ein wichtiges Ereignis.
Ich habe große Hoffnungen für den Friedensgipfel zur Ukraine, als Möglichkeit, endlich die Umsetzung des Völkerrechts zu gewährleisten, Rückkehr zum Frieden durch Sieg. Eines der Instrumente dazu ist die Bereitstellung von Garantien.
Der Präsident der Ukraine dankte Deutschland. Ich unterstütze die Worte von Wolodymyr Selenskyj und bedanke mich bei Deutschland, insbesondere bei denen, die mich hier so herzlich empfangen haben! Vielen Dank, Beate, dafür, dass Du mir so viel beigebracht hast und mit deiner Hilfe ich sicherlich meine berufliche Entwicklung vorantreiben werde. Unsere Völker haben ein gemeinsames Ziel: Frieden in Europa. Eines meiner Hauptziele in meiner beruflichen Entwicklung ist es, die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und Deutschland zu stärken.