Am sechsten Tag unserer Albtour haben wir wieder richtig Strecke gemacht. Wir sind 66 Kilometer geradelt. Zunächst ging es nach Zwiefalten zur Schwabenpower, einem Laden mit Nähwerkstatt, wo Kleidung aus Bio-Baumwolle entsteht. Von dort ging es weiter nach Münsingen, wo wir eine Pause im Café Moritz machten. Und dann besuchten wir ums Eck die Begegnungsstätte „Karla 5“ der Diakonie, um zu erfahren, wie das Projekt „My Integration“ läuft. Die Radtour endete dann wieder in Ödenwaldstetten. Am Abend besuchten wir dann noch alle das ehemalige Truppen-Tonfilm-Theater in Münsingen.
Schwabenpower – das sind Steffi Schrode und Petra Siegle, die in Zwiefalten regionale Mode produzieren. Die Bio-Baumwolle kommt aus der Türkei, gesponnen und gestrickt wird sie in Albstadt, und genäht wird im Laden in Zwiefalten oder in Nähereien in der Umgebung. So entstehen einzigartige langlebige Stücke Schwabenpower. Und die bewundert auch Zwiefaltens Bürgermeisterin Alexandra Hepp, die zu uns stößt. Auf dem Zuschnitt-Tisch liegt ein großes Stück Strickstoff, das eine Tunika werden soll. Ich bekomme eine Schwere und schneide sie zu. Das gelingt gut und macht Spaß. Wenn ich mal keine Lust mehr auf Politik haben sollte, könnte ich glatt bei der Schwabenpower anfangen.
Nach einem Eis im Café Moritz in Münsingen, besuchten wir „Karla 5“, die Begegnungsstätte des Diakonieverbands Münsingen. Leiterin Ina Kinkelin-Naegelsbach, erzählt uns vom Projekt „My Integration“ und Münsingens Amtsleiterin für Bildung, Soziales und das Ordnungsamt, Rebecca Hummel, ergänzt. Das Projekt unterstützt und begleitet Frauen mit Migrationserfahrungen auf ihrem Weg in Arbeit und Ausbildung. Katharina Tahirova aus der Ukraine ist eine von ihnen. Sie hat einen berufsorientierten Sprachkurs mit B2 Abschluss absolviert und macht nun ein Praktikum in einer Kita in Auingen. Die studierte Psychologin würde gerne sofort danach mit dem Programm Direkteinstieg KITA in der Auinger Kita eine zweijährige Ausbildung machen. Ob das klappt, ist unklar. Es gibt noch bürokratische Hürden. Und die ärgert mich.
Der Einstieg ins Arbeitsleben kann auch gut funktionieren. Das zeigt das Beispiel von Arslan Ghora. Der Syrer lernte beim Job-Dating die PV Profimontage GmbH aus Münsingen kennen. Die wollte den gelernten Elektriker sofort unbefristet einstellen. Doch da Arslan noch keine Anerkennung als Flüchtling hat, war es zunächst schwer, für ihn eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Mit der Migrationsberatung der Diakonie gelang das recht schnell. Arslan hat seither eine Arbeitsstelle. Es lohnt sich also. So einige Fachkräfte sind schon längst unter uns, die Firmen müssen bei der Suche und der folgenden Bürokratie nur am Ball bleiben.
Am Abend machten wir uns dann auf den Weg nach Münsingen ins ehemalige Truppen-Tonfilm-Theater. Sandra Kraft und ihr Mann leiten dieses alte Kino auf eine ganz eigene Art, mit liebevollen Einführungen und einem exquisiten Programm alter Filme. Wir schauten den Film „Kohlhiesels Töchter“, eine Zeitreise in die Vergangenheit.