Der siebte Tag unserer Albtour führte uns am Vormittag zur Steinhilber Alblikör Manufaktur. Von dort ging es weiter nach Trochtelfingen zur P.S Holzkunst, wo Pascal Stotz mit der Motorsäge Albwichtel schnitzt. Über die Mittagszeit blieben wir für einen Imbiss im Restaurant ALBGOLD. Und danach besuchten wir auf der Haid noch das Atelier 32, ein Ort wo acht bildende Künstler:innen und ein Kunsthistoriker zusammen arbeiten. Am Abend hatte ich dann im Lamm in Ödenwaldstetten zum Fachgespräch Landwirtschaft eingeladen. Es war eine lebhafte Diskussion.
Ewald Heinzelmann hat eine Leidenschaft: er macht Liköre und das schon seit rund 25 Jahren. Früher schaffte er tags bei ALBGOLD und abends widmete er sich den Schlehen, Himbeeren und dem Sellerie, aus denen er noch heute raffinierte Liköre macht. Inzwischen ist Heinzelmann Rentner und hat viel Zeit für seine rund 30 Liköre, zehn Brände und zwölf Sirups, die er in Steinhilben produziert. Ganz neu hinzu gekommen sind noch Shrubs, etwa aus Löwenzahn oder Granatapfel, das sind essiggesäuerte Fruchtsirups, die zu Salaten oder Käse passen. Wir besuchen Heinzelmann schon zum zweiten Mal und deshalb hat er zum Termin gleich noch ein paar Nachbar:innen und Bekannte eingeladen. Wir hockten vorm Haus zusammen und kamen ins Gespräch. Es ist schön, so in den direkten Kontakt mit den Menschen in meinem Wahlkreis zu kommen. Danke für diese Gelegenheit.
Pascal Stotz schnitzt mit der Motorsäge. Der 25-Jährige aus Trochtelfingen hat sich mit seiner Leidenschaft für die Holzkunst inzwischen selbstständig gemacht. Seine Albwichtel und Bären, die Murmeltiere und Hunde oder Papageien, die er aus Holzstämmen sägt, sind wunderschön. Wie die aus einer monströsen Motorsäge mit drei PS entstehen können, ist mir ein Rätsel. Zumal Stotz tatsächlich auch winzige 6 cm große Eulen mit dieser Säge erschaffen kann. Ich liebäugelte mit dem großen Bären, der vor mir stand, aber der ist wirklich groß und sehr schwer. In meinen Garten passt doch besser ein kleinerer Albwichtel.
In Engstingen-Haid haben acht Künstler:innen und ein Kunsthistoriker im Atelier 32 Platz für ihre Arbeit gefunden. Die Atelierräume in der ehemaligen Militärkaserne der Nazis sind deutlich günstiger zu mieten als vergleichbare Räume in Reutlingen oder Tübingen, erzählt Kunsthistoriker Clemens Ottnad, der hauptberuflich Geschäftsführer des Künstlerbundes Baden-Württemberg ist. Hier auf der Haid arbeiten sie alle, hier finden Ausstellungen statt, hier gibt es immer wieder mal einen Tag der offenen Ateliers, der nächste ist am 9. September. Manche der Künstler:innen malen großflächige Körperformen und großformatige Menschenbilder. Andere töpfern Bilder, Kacheln und Gebrauchsgegenstände und wieder andere setzen sich in ihren Kunstwerken mit Krieg, Vertreibung und Flucht auseinander. Die Installationen im Keller der alten Kaserne sind eher beklemmend und geben auf düstere Art einen Eindruck davon, was hier unten in den gefängnisartigen Gemäuern in den 40er Jahren vermutlich geschehen ist. Das Blau einer Künstlerin ist versöhnlicher. Sie arbeitet seit rund zehn Jahren mit Farben aus der Natur. Die Bilder vom Meer und von erdigen Welten faszinierten uns sehr.
Am Abend habe ich zum Fachgespräch Landwirtschaft ins Lamm nach Ödenwaldstetten eingeladen, und Gebhard Aierstock, Kreisvorsitzender vom Kreisbauernverband, kam und mit ihm noch ein gutes Dutzend Landwirte von der Alb. Pia Münch, die Kreisvorsitzende des Landesfrauenverbands kam mit einigen Mitstreiterinnen und auch Simon Baier, der Bürgermeister der Gemeinde Hohenstein, war dabei. „Zu viel ist zu viel“, war das Motto der Bauern, die im Frühjahr auf die Straße gingen. Im Mittelpunkt der Diskussion stand, dass Landwirte endlich ein deutlich besseres Einkommen mit ihren Produkten erzielen müssen. Und das heißt, dass gute Lebensmittel aus Deutschland ihren Preis haben.