Die Bundesagentur für Arbeit hat hohe Zielvorgaben. Vor gut zwei Jahren hatte der Bundesrechnungshof kritisiert, die Agenturen nutzen die Vermittlung in Leiharbeit deshalb intensiv, ohne die besonderen Risiken der Leiharbeit, wie geringeres Einkommen und höhere Entlassungswahrscheinlichkeit zu berücksichtigen. Jetzt liegen erneut Zahlen auf dem Tisch: Die Bundesagentur für Arbeit vermittelt immer noch im großen Stil Arbeitslose in Leiharbeit. Es sind keine Korrekturen erkennbar. Das ist das Ergebnis einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung.
Fast jeder dritte Erwerbslose, den die Bundesagentur für Arbeit (BA) vermittelt, landet in der Leiharbeit. Konkret vermittelte die BA in der Zeit von Dezember 2013 bis November 2014 insgesamt 262.000 Erwerbslose in Arbeit. Fast ein Drittel von ihnen, nämlich 81 000 (30,7 Prozent), wurden dabei in Leiharbeitsfirmen vermittelt. Und dies obwohl der Anteil der Leiharbeitsbranche gerade mal einen Anteil von 2,6 Prozent an der Gesamtbeschäftigung ausmacht. Ich finde: Das ist nicht akzeptabel und nicht vertretbar.
Besonders kritikwürdig ist dabei: 65% der in Leiharbeit Vermittelten waren nicht einmal ein Jahr lang arbeitslos. Sie haben keine so genannten Vermittlungshemmnisse. Sie brauchen keine „Brücke“ in den ersten Arbeitsmarkt. Die Leiharbeit versperrt diesen Menschen den direkten Weg in Arbeit, zumal Leiharbeitskräfte häufig nach relativ kurzer Zeit wieder arbeitslos werden und erneut vor der Türen der Arbeitsagenturen stehen.
Kooperationsvereinbarungen zwischen der Leiharbeitsbranche und den Arbeitsagenturen, Zeitarbeitsbörsen und vor allem diese hohen Vermittlungszahlen – all das zusammen zeigt deutlich auf, in welch unverhältnismäßigem Ausmaß die Bundesagentur für Arbeit die Leiharbeitsbranche fördert. Die Bundesregierung aber sieht keine besondere Förderung der Leiharbeitsbranche.
Vor inzwischen genau zwei Jahren kündigte BA-Chef Frank Jürgen Weise Korrekturen für diese – nach seinen Worten – „Fehlentwicklung“ an. Doch diese Worte sind nichts als Lippenbekenntnisse. Eine tatsächliche Trendwende ist nicht zu sehen. Noch immer steht die schnelle Vermittlung in Arbeit im Vordergrund, egal, um welche Art von Arbeit es sich handelt. Denn der BA geht es vor allem um hohe Vermittlungszahlen. Die Kernaufgabe der Bundesagentur für Arbeit ist aber die nachhaltige Vermittlung in dauerhafte Arbeit. Dieser Aufgabe aber wird die Bundesanstalt für Arbeit nicht gerecht.