Das war nicht immer so, aber heute ist der viel zu geringe Frauenanteil für die Digitalbranche, die Fachkräfte sucht, ein Problem. Und auch für die Gesellschaft wird das zum Problem, denn bei der Entwicklung und Gestaltung der digitalen Zukunft wird sie um den wichtigen Input der Frauen gebracht. In einem Fachgespräch haben wir daher mit Expertinnen und Gästen über konkrete Vorschläge diskutiert, wie der Frauenanteil in der Digitalbranche erhöht werden kann.
Die Digitalbranche ist heute eine Männerdomäne. Doch das war nicht immer so. Immerhin war Ada Lovelace Mitte des 19. Jahrhunderts die erste Programmiererin der Welt – und das fast einhundert Jahre vor den modernen Pionieren der Programmierung. Bis zur Entwicklung des Personalcomputers (PC) waren Frauen in der Branche völlig normal. Doch dann sank ihr Anteil rapide – und die Computerbranche wurde zur Männerbranche.
Frauen sitzen nicht nächtelang vorm Computer, programmieren und vergessen darüber Zeit und Realität. Denn die meisten Frauen stehen mit beiden Beinen im Leben. Sie bekommen Kinder und versorgen sie, sie pflegen Angehörige und sie arbeiten. Vor allem in den vielen kleineren Start Ups der Digitalbranche kollidiert der Alltag von Frauen daher mit der Arbeitsrealität. Denn dort ist die Bezahlung häufig mäßig, Interessenvertretungen gibt es für Beschäftigte nicht und Überstunden bis in die Nacht hinein sind an der Tagesordnung. Wenn die Arbeitsbedingungen jedoch nicht stimmen, haben Frauen auch kein großes Interesse in der Digitalbranche zu arbeiten.
Anders ist das bei großen Unternehmen, das konnten die Expertinnen bestätigen. Denn da gehört das Homeoffice einfach zum guten Ton. Frauen können die Lage ihrer Arbeitszeiten aushandeln. Und kurzfristige Reduzierungen der Arbeitszeit, die später automatisch wieder erhöht wird, sind Gang und Gebe. Die interessanten Arbeitgeber_innen für Frauen finden sich also derzeit insbesondere bei größeren Unternehmen. Aber vielleicht gucken die kleineren es den großen ja irgendwann ab, wenn der Fachkräftemangel gravierender wird. Dieser Aspekt war mein Part beim Fachgespräch.
Und auch an den Universitäten sind Frauen in den Informatikstudiengängen kaum zu finden. Der Frauenanteil an den Studierenden liegt hier bei unter 20 Prozent. Anders ist es überall dort, wo reine Fraueninformatikstudiengänge angeboten werden. Und auch der Anteil an Professorinnen in den digitalen Studiengängen ist derzeit noch marginal. Doch auch hier hatten Referentinnen und Teilnehmerinnen eine Lösungsidee: Bei der Besetzung von Hochschulprofessuren muss eine Quote her!