Die Auftragslage im Handwerk ist seit Jahren blendend. Dennoch kommt zu wenig bei den Beschäftigten an. Die Löhne im Handwerk sind im Vergleich zu anderen Branchen immer noch unterdurchschnittlich. Außerdem sinkt die Tarifbindung. Für 70 Prozent der Beschäftigten im Handwerk gilt kein Tarifvertrag. Gleichzeitig leidet das Handwerk unter Fachkräftemangel. Beides muss zusammen gesehen werden, deshalb haben wir dieses spannende Fachgespräch organisiert.
Das öffentliche Fachgespräch „Starkes Handwerk braucht gute Fachkräfte“ habe ich zusammen mit meinen Kolleginnen Kerstin Andreae (Sprecherin für Wirtschaftspolitik) und Claudia Müller (Mittelstandsbeauftragte) veranstaltet. Mein Part war das Panel „Einkommen und Tarifbindung im Handwerk“. Zu Gast waren hier Herr Prof. Dr. Winfried Kluth von der Universität Halle-Wittenberg, Helmut Dittke von der IG Metall und Jan Dannenbring vom Zentralverband des Deutschen Handwerks.
Es gab genügend Stoff für die Debatte. Die Löhne sind im Handwerk schlechter als in der Wirtschaft. Die Tarifbindung ist niedrig. Innungen wollen OT-Mitgliedschaften („ohne Tarifbindung“) für ihre Mitglieder anbieten oder erklären sich selbst als „nicht zuständig“ für Tarifverträge. Gleichzeitig verliert das Handwerk Fachkräfte an die Wirtschaft. Es ging also darum, wie die Tarifflucht verhindert werden kann und welche Rolle dabei der Gesetzgeber hat. Und hierzu hat Professor Kluth sehr gute und überlegenswerte Vorschläge gemacht. Er schlägt konkrete gesetzliche Maßnahmen vor, wie wir die Handwerksordnung so modernisieren können, dass Innungen und Innungsverbände motiviert werden, wieder mehr Tarifverträge zu schließen. In der Diskussion über diese Vorschläge wurde schnell klar, die Gewerkschaft ist dafür – die Arbeitgeberseite dagegen. Die Debatte war kontrovers und sehr interessant.
Mein Fazit: Tarifautonomie ist wichtig, aber ordentliche gesetzliche Rahmenbedingungen sind das auch. Das Innungs-Schild soll künftig wieder für Qualität und tarifliche Bezahlung stehen.