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26.11.2024

Haushaltsnahe Dienstleistungen aufwerten

Unter dem Titel „Potenziale für Gesellschaft und Wirtschaft freisetzen durch haushaltsnahe Dienstleistungen“ lud der Deutsche Hauswirtschaftsrat unlängst zu einer digitalen Diskussionsrunde ein. Ich diskutierte zusammen mit Kolleginnen aus dem Bundestag und mit Ursula Schukraft vom Deutschen Hauswirtschaftsrat darüber, wie sich die Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen verbessern lassen könnte. Von einem Gutscheinmodell könnten beispielsweise Familien mit kleinen Kindern und Alleinerziehende profitieren.

Bisher sind haushaltsnahe Dienstleistungen steuerlich absetzbar. Dieses aktuelle System der Steuererleichterung in Deutschland ist ein Modell für Besserverdienende. Gleichzeitig ist die Arbeit in den Haushalten egal ob als Reinigungskraft oder Kinderbetreuung ganz überwiegend Schwarzarbeit. Eine OECD-Erhebung ergab in diesem Zusammenhang, dass in Deutschland schätzungsweise rund 75 Prozent der haushaltsnahen Dienstleistungen nicht angemeldet sind. Im EU-Schnitt sind es nur 57 Prozent.

Wir möchten die Arbeit im Privathaushalt endlich aus der Schwarzarbeitszone herausholen. Denn so könnten wir gute Arbeitsplätze – überwiegend wohl für Frauen – schaffen und den Dienstleistungssektor „Privathaushalte“ stärken. In Belgien gelingt das mithilfe eines staatlich finanzierten Gutscheinsystems. Familien und Alleinerziehende, die Hilfe im Haushalt benötigen, erhalten Gutscheine in einer bestimmten Höhe. Damit können sie über Agenturen Haushaltshilfen beschäftigen. Ein entsprechendes Modellprojekt in Baden-Württemberg hat längst gezeigt, dass dies ein Erfolgsmodell sein kann. Die Mütter kleiner Kinder waren häufiger wieder erwerbstätig. Die im Haushalt Beschäftigten erhielten gute Löhne und waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Eine Win-Win-Situation für alle Seiten.