Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung veranstaltete das „3. Interdisziplinäre Forum zur Zeitarbeit“ in Nürnberg und ich war als Expertin zum Abschlusspodium eingeladen. Es ging um die Zukunft der Leiharbeit, um Alternativen und darum, ob eine Reregulierung der Leiharbeit notwendig ist. Die Diskussion war wie immer kontrovers, aber auch informativ und sie hat wie jedes Mal auch Spaß gemacht.
Zu Beginn wurde natürlich meine Meinung zu den Plänen der Großen Koalition abgefragt. Meine Haltung dazu ist eindeutig. Für die Leiharbeitskräfte gibt es unter einer Großen Koalition keine echten Verbesserungen. Sowohl die Höchstüberlassungszeit (von 18 Monaten) als auch die Einführung des Grundsatzes „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ nach neun Monaten gehen an der Realität vorbei. Mehr als 80 Prozent aller Beschäftigten in Leiharbeit sind von diesen Neuregelungen gar nicht erst betroffen, denn sie arbeiten kürzer in ein und demselben Betrieb. Ich bleibe dabei – wir wollen Equal Pay ab dem ersten Tag. Zudem wären mehr Rechte für Betriebsräte notwendig, also eine echte Mitbestimmung, um die Beschäftigten tatsächlich zu stärken.
Danach ging es ganz prinzipiell darum, ob die Leiharbeit reguliert werden muss. Meine Antwort darauf ist ganz grundsätzlich. Wir haben verfestigte Randbelegschaften durch die Leiharbeit, aber auch durch Befristungen, Werkverträge und Minijobs. Für die Beschäftigten bedeutet das weniger Lohn, Unsicherheit und häufig haben sie keine Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. In der Folge entstehen Ängste vor Arbeitslosigkeit, Krankheit und Armut im Alter. Deshalb muss auch die Leiharbeit stärker reguliert werden. Die Menschen brauchen soziale Sicherheit und der Staat muss alles dafür tun, um Altersarmut zu verhindern.
Natürlich braucht die Wirtschaft eine gewisse Flexibilität, aber nicht ausschließlich zu Lasten der Beschäftigten. Und deshalb hat Flexibilität seinen Preis. Ein Teilnehmer aus Frankreich hat mich daran bestärkt. Er meinte, dass die Leiharbeit dort ein wirtschaftspolitisches Instrument sei und kein sozialpolitisches. Genau so, sehe ich das auch. Und deshalb muss der gesetzliche Rahmen verändert werden.