Nur rund 2 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten in der Leiharbeit. Und doch vermittelt die Bundesagentur für Arbeit fast jede dritten Arbeitslosen in diese Branche. Diese Zahl ist unverändert hoch. Das ergaben auch dieses Jahr die Antworten der Bundesregierung auf meine Kleine Anfrage.
Die Diskussion um die Vermittlung der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Leiharbeit wird seit vielen Jahren geführt. Anfang 2013 räumte der damalige Vorsitzende des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit, Dr. Frank-Jürgen Weise, ein, dass es „Fehlentwicklungen“ bei der Vermittlung in Leiharbeit gebe, die es zu korrigieren gelte. Er kündigte an, dass die BA ihr Augenmerk auf die Qualität und Nachhaltigkeit der Vermittlung legen werde. Seit 2013 stelle ich alljährlich eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung, um die Vermittlungstätigkeit der BA in Leiharbeit zu überprüfen. Trotz Ankündigung, die Vermittlungspraxis zu verändern, befindet sich die Vermittlung in Leiharbeit weiterhin auf hohem Niveau und das zeigen auch die aktuellen Zahlen für 2019.
Die Antwort der Bundesregierung auf meine Kleine Anfrage ergab unter anderem, dass rund 30 Prozent der bei der BA gemeldeten offenen Stellen aus der Leiharbeitsbranche kommen. Das ist schon erstaunlich, bei einer Branche, die in Deutschland gerade rund 2 Prozent der Beschäftigten stellt. Fragwürdig ist aber vor allem der exorbitant hohe Anteil der Vermittlung in die Leiharbeitsbranche: Die BA vermittelt fast drei von zehn Erwerbssuchenden (28%) in die Leiharbeitsbranche. Diese Zahlen umfassen alle Vermittlungen nach „Auswahl und Vorschlag“, also Vermittlungen, bei denen die BA selbst aktiv wird und den Arbeitssuchenden einen Vermittlungsvorschlag unterbreitet. Nicht erfasst sind Vermittlungen, die ohne weiteres Zutun der BA über die Online-Stellenbörse der BA ablaufen. Dazu gibt es leider keine Zahlen.
Ein weiteres Ergebnis meiner Kleinen Anfrage ist, dass Leiharbeitskräfte häufiger auf Arbeitslosengeld II angewiesen sind, als andere Beschäftigten. 5,9% der Leiharbeitskräfte müssen „aufstocken“. Das ist mehr als dreieinhalb Mal so viel wie im Schnitt aller Beschäftigten.