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30.12.2024

Ukraine #2: Ein Zeichen der Solidarität zum Jahreswechsel

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Meine dritte Reise mit „Ermstal hilft“ in den Süden der Ukraine hat mir erneut gezeigt, was Krieg bedeutet. Luftalarm ist dort ein ständiger Begleiter – fast jede Nacht und oft auch tagsüber schrillten unsere Handys, und die Alarm-App zeigte, wo Raketen fliegen. Diese permanente Bedrohung zermürbt die Menschen, viele sind traumatisiert. Doch sie geben nicht auf. Ihre Widerstandskraft und ihr unerschütterlicher Wille beeindrucken zutiefst. Wir müssen weiterhin helfen und die Stimmen derjenigen hören, die unter diesem Krieg leiden.
Besonders bewegend war die Begegnung mit Soldaten nahe Cherson, die Drohnenaufklärung betreiben. Die Nähe zur Front machte die Schrecken des Krieges greifbar – Schilderungen, die ich nicht vergessen werde. Auch die erneuten Gespräche mit Zarina Zabrisky, einer US-amerikanischen Journalistin, die von der Front berichtet, bleiben mir in Erinnerung. Trotz aller Gefahren bewahrt sie sich ihre Lebensfreude und schenkt anderen Hoffnung.
Putin zerstört den Menschen ihre Heimat. Das ganze Leben in der Ukraine ist von diesem Krieg beeinflusst. In Mykolajiw leben die Menschen immer noch ohne sauberes Wasser. Trinkwasser kommt hier seit April 2022 nicht mehr aus der Leitung. Damals wurde die Trinkwasserversorgung schwer beschädigt. Die Menschen sind darauf angewiesen, ihr Wasser an speziell dafür ausgerüsteten Stationen aufzubereiten. Das ist unfassbar mitten in Europa.
Inzwischen spielt in der medizinischen Versorgung das Thema Rehabilitation eine große Rolle. Viele Menschen haben so schwere Verletzungen, dass ihnen Gliedmaßen amputiert werden mussten. Auch die psychischen Belastungen für die Soldaten und Sanitäter an der Front sind enorm. Das Thema Rehabilitation wird die Menschen der Ukraine noch lange begleiten. Die Ausstattung der polytechnischen Universität in Odessa ist aber schlecht. Sie brauchen unbedingt bessere Geräte, um auf die notwendige Rehabilitation vorbereiten zu können.
Gleichzeitig leistet die Kinderklinik in Odessa Wunderbares: Hier werden Frühchen am Herzen operiert. Bei Alarm werden die kleinen Patient:innen in den Keller geschafft. Wenn das nicht geht, bleiben die Kinder und das Pflegepersonal auf ihrer Station und können nur hoffen, dass nicht wieder ein Krankenhaus menschenrechtswidrig angriffen wird. Medizinische Schutzausrüstung ist vorhanden. Doch es fehlt an der Grundausstattung wie Kanülen und Klemmen. „Ermstal hilft“ hat diese Bedarfe notiert, um beim nächsten Transport gezielt medizinische Hilfsgüter zu liefern. Es ist einfach unglaublich, was diese kleine Hilfsorganisation Großartiges leistet.
Auch die wirtschaftliche Lage ist verheerend. In Odessa konnte ich offene Gespräche mit dem Honorarkonsul und einem Hafenbetreiber führen. Der Hafen ist der gefährlichste Ort der Stadt, da er immer wieder bombardiert wird. Wer dort arbeitet, hat bei Alarm nur eine Minute Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Kein Wunder, dass es zunehmend schwierig ist, Arbeitskräfte zu finden. Diese ständige Gefahr erschöpft die Menschen und lähmt die Wirtschaft.
1.032 Tage Krieg hat nicht nur Leid verursacht, sondern auch die Infrastruktur zerstört: Schulen, Krankenhäuser, Wasserversorgung, Wirtschaft – alles ist betroffen. Entwicklung und Wiederaufbau sind kaum möglich, weil alle Ressourcen in den Krieg fließen. Gleichzeitig zeigen die Menschen in der Ukraine immense Widerstandskraft und den Willen, ihr Land wiederaufzubauen. Sie kämpfen, sie halten zusammen, und sie brauchen weiterhin unsere Unterstützung – militärisch, finanziell, materiell und menschlich.
Allein die Tatsache, dass wir immer wieder nach Odessa, Mykolajiw und in die Nähe von Cherson reisen, gibt den Menschen Kraft und stärkt ihr Durchhaltevermögen. Es ist ein Zeichen der Solidarität, das zeigt: Wir stehen an ihrer Seite.
#StandWithUkraine