Wie wird Künstliche Intelligenz oder kurz KI unser Arbeitsleben verändern? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Diskussion mit der UAG KI der grünen LAG Medien und Netzpolitik in Baden-Württemberg. Derzeit wird KI bei uns noch sehr vorsichtig eingeführt. Doch Anwendungen wie Chat GPT sorgen längst dafür, dass KI in der breiten Öffentlichkeit Fuß fasst. Und das birgt Chancen und Risiken für unsere Arbeitswelt. Die Diskussion darüber war spannend und interessant.
Wenn wir die Beschäftigten in den Blick nehmen, dann geht es bei zunehmender Digitalisierung vor allem darum, den Anschluss nicht zu verlieren. Weiterbildungen und Umschulungen werden immer wichtiger. Ein erstes arbeitsmarktpolitisches Instrument haben wir hier in diesem Sommer mit dem Qualifizierungsgeld bereits verabschiedet. Denn Politik kann den Wandel durch KI durchaus gestalten.
Klar ist schon heute, KI kann Menschen entlasten, etwa wenn eintönige und körperlich einseitige Arbeit durch sie automatisiert werden kann. Oder wenn KI-gesteuerte Assistenzsysteme Arbeit erleichtern. Der Einsatz von KI kann außerdem für erhöhte Transparenz im Unternehmen sorgen, um beispielsweise Vergütungsstrukturen nachvollziehbar werden zu lassen. Auf diese Weise könnten wir den Gender Pay Gap mithilfe von KI deutlich verringern, wenn nicht sogar ganz verhindern.
Aber natürlich müssen wir bei KI auch immer die Risiken im Auge behalten. KI wird schon heute zur Auswertung von Mimik und Gestik oder Sprache genutzt. Mit Emotionserkennungssystemen werden in Callcentern Freundlichkeit und Zugewandtheit bewertet. Das sorgt bei den Beschäftigten für Überwachungsdruck. Wird KI zur Auswahl der passenden Bewerber:innen auf eine freie Stelle benutzt, kann es zu Diskriminierungen kommen. Und in den USA ist es längst Gang und Gäbe, dass KI über Kündigungen von Beschäftigten entscheidet, die ihre Aufgaben nicht in einer bestimmten Zeitspanne erledigen.
Hier kommt jetzt Europa ins Spiel. Denn anders als die USA oder Asien wollen wir in Europa den Einsatz von KI politisch regulieren und gestalten. Da KI und Automatisierung auch ethische und rechtliche Fragen aufwerfen, sind hier angemessene Regulierungen erforderlich, um sicherzustellen, dass Technologien verantwortungsbewusst eingesetzt werden. Nach der europäischen KI-Verordnung, die im Juni dieses Jahr vom Europäischen Parlament beschlossen wurde und jetzt im Trilog verhandelt wird, sollen beispielsweise Emotionserkennungssysteme am Arbeitsplatz, wie sie etwa in manchen Callcentern angewandt werden, künftig verboten werden. Wer KI anbietet, die Menschen betreffen, muss hoffentlich bald strenge Vorgaben erfüllen, bevor diese Hochrisiko-KI-Systeme auf den Markt gebracht werden dürfen. Und das ist gut so. Denn wir brauchen Leitplanken, die unsere Arbeitswelt regulieren und für gute Arbeit sorgen – auch bei der Künstlichen Intelligenz.