Im Juni wird die Fleischfabrik Tönnies in Rheda-Wiedenbrück zum Corona-Hot-Spot. Mehr als 1500 Beschäftigte bei Tönnies sind infiziert. Rund 7000 Beschäftigte werden in ihren beengten Sammelunterkünften unter Quarantäne gestellt. Im Kreis Gütersloh wird erstmals seit März wieder ein Shutdown verhängt. Erst diese drastischen Ereignisse bewirken, dass die Bundesregierung endlich etwas gegen diese unfassbaren Arbeitsbedingungen in der deutschen Fleischindustrie auf den Weg bringen will. Das ZDF hat darüber einen sehr informativen sehenswerten Film gedreht – und auch mich interviewt.
Die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen kritisieren wir schon lange. Akkordarbeit auf engsten Raum. Gearbeitet wird zu Billiglöhnen. Das Produktionstempo ist hoch. Die meisten Beschäftigten werden von einem Geflecht aus Subunternehmen mit Werkverträgen in die Schlachthöfe geschickt. Die Arbeit auf deutschen Schlachthöfen erinnert an moderne Formen der Sklaverei. Und das muss ein Ende haben. Wir brauchen daher endlich ein Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in den Kernbereichen der Fleischverarbeitung. Und wir brauchen dringend bessere Kontrollen, mit denen Lohn, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Arbeitszeit und Unterkünfte aus einer Hand kontrolliert werden.
Hier geht es zum Film:
„ZDFzoom: Tönnies und die Werkverträge“ – Ausbeutung mitten in Deutschland – Film von Oliver Koytek, Jochen Schulze und Anja Marx